Hannelore Furch
Germanistin, Schriftstellerin und 1. Vorsitzende "Die Gruppe 48 e.V."

Weihnachtsgedichte


Der Tanz mit den Sternen. © Hannelore Furch.

Kapelle in Kleinwalsertal.

Der Tanz mit den Sternen

Schneesterne nähern sich leise,
künden die Weihnachtszeit an,
kommen auf tänzelnde Weise
dicht an mein Fenster heran,

lächeln verspielt durch die Scheibe,
sitzen am Fensterglas fest,
tückisch erwärmt ist die Bleibe,
schnell sind sie tödlich durchnässt.

Dass sie die Falle umgehen,
wünsch' ich und gehe hinaus,
sehe sie dankbar umwehen
mich und die Tanne vorm Haus,

will es den Fröhlichen zeigen,
tanze die Füße mir wund.
Was für ein herrlicher Reigen!
Was für 'ne herrliche Stund'!

Später dann wieder von innen
seh' ich ans Fensterglas wehn
Sterne, die weinend zerrinnen,
unten als Lache vergehn. 

Nachschub weht her aus der Ferne,
wieder das Sterben am Glas,
müde mein Wort an die Sterne:
"Heut' tanz ich nicht mehr, das war's!"